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In dem Gedichtband „Verlasse dich auf deines Herzens leisen Klang‟ findet sich auch eine kleine Serie, die den Namen trägt „Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit‟. Alle Gedichte haben die gleiche 1. Strophe als Einstieg, behandeln dann aber unterschiedliche Themen. Drei dieser Gedichte habe ich ausgesucht.

 

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit

Nur einen Weg sah Ich in Meiner Weisheit vor –

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit,

setz dich zu Mir, und lass uns überlegen.

Du musst nichts tun. Sei einfach still, doch sei bereit;

dann kann Mein großer Geist sich in dir regen.

 

Du glaubst, dass alle Menschen Meine Kinder sind;

darin sei auch ihr wahres Glück begründet.

Und in den Himmel käme später jedes Kind,

wenn es zur rechten Zeit zur Wahrheit findet.

 

Ich nehme dich an Meine Hand. Du sollst versteh’n

und lernen, Licht und Schatten zu erkennen,

um tief im Herzen zu begreifen, was gescheh’n,

um Zwielicht keinen Sonnenschein zu nennen.

 

Du schaust in deine Welt und findest vielerlei,

das nötig scheint, den Himmel zu erringen,

sei es Gehorsam, Dogmen, Fasten, Pilgerei,

Entsagung, um ein Opfer Mir zu bringen.

 

Du sagst, Ich Bin die göttliche Gerechtigkeit.

Ich Bin. Halt’ du in deinem Denken jetzt nicht ein:

Dann aber muss in eines jeden Menschen Zeit

derselbe Wert für einen jeden gültig sein.

 

Ob er gesund, ob krank, ob bettelnd oder reich,

ob er gelehrt, ob König, Bauer oder Knecht,

ob alt, ob jung, ob farbig oder weiß – ganz gleich:

Er muss die gleiche Chance haben, gleiches Recht.

 

Nur einen Weg sah Ich in Meiner Weisheit vor,

den jeder gehen kann und jeder gehen muss,

damit er wiederfindet, was er einst verlor:

Vollkommenheit – und Seligkeit im Überfluss.

 

Hast du gefunden diesen einen Weg zu Mir?

Dann wirst du wieder frei! Aus deiner Seele bricht’s

wie Jubelschrei hervor: Ich komm zurück zu Dir;

denn ich geh’ Deinen Weg – ich liebe! Und sonst nichts.

 

 

*

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit

Was dir begegnet – alles – kommt, damit du reifst –

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit,

setz dich zu Mir, und lass uns überlegen.

Du brauchst nichts tun, doch sei bereit;

dann kann Mein großer Geist sich in dir regen.

 

Du weißt, der Ursprung aller Schöpfung liegt in Mir,

Ich Bin der Quell auch deines Lebens, dein Zuhaus’.

Und da Ich keines Meiner Kinder je verlier’,

kehrst du zurück. Nun werfe einen Blick voraus:

 

Der Himmel ist in dir. Er tut sich wieder auf,

und du bist da, trittst ein, und er ist endlich dein –

wenn du ihn dir erschließt in deines Weges Lauf.

So wird Vollkommenheit des Werdens Krönung sein.

 

Dein Geist, Bewusstsein ohne Grenze, ohne Zeit,

ist nur noch Liebe, Freiheit, Demut, Größe, Sein

und unbezwingbar, sonnenhell, dem Licht geweiht.

Du hast besiegt, was ängstlich war und kalt und klein. –

 

Wenn du nun ohne Scheu dich siehst, wie du noch bist

und dann den Bogen spannst zu deiner Herrlichkeit,

wirst du erkennen, was noch zu entfalten ist,

was reifen muss hinein in Meine Ewigkeit.

 

Die Gnade ist dir wohl gewiss bei deinem Müh’n,

der Christusgeist in dir, Er wartet still auf dich;

doch die Entscheidung: Heimwärts, Vater, will ich zieh’n –

triffst du allein, bewusst, in Freiheit willentlich.

 

Gibst du dein Ja, erfährst du, wie Mein Geist dich führt,

wie er dich wachsen lehrt, dir zeigt, was dir noch fehlt,

wie er verborg’ne Saiten nach und nach berührt,

wie jeder Sieg, den du erringst, die Seele stählt.

 

Was dir begegnet – alles – kommt, damit du reifst.

Du zahlst ja ohnehin mit dem, was dir geschenkt.

Der Preis ist nie zu hoch, Mein Kind, wenn du begreifst,

dass alles, was du hingibst, deine Schritte lenkt.

 

 

*

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit

Wenn dich dein Gegenüber also etwas lehrt –

 

 

Nimm dir, geliebtes Kind, für Mich ein wenig Zeit,

setz dich zu Mir, und lass uns überlegen.

Du brauchst nichts tun, doch sei bereit;

dann kann Mein großer Geist sich in dir regen.

 

Du sagst, das richtige Verzeihen fällt dir schwer,

du möchtest zwar ... vielleicht ... doch andrerseits auch nicht.

Hast du denn nie bedacht, wie leicht dein Leben wär’,

wenn dich nicht mehr der Stachel deines Haderns sticht?

 

Du hast gelernt, dass das, was dir als Zufall scheint,

nie Zufall ist im Sinne, so wie man ihn nennt.

Und nichts von dem, was dir begegnet, ist dir Feind;

denn alles dient dem Zweck, den deine Seele kennt.

 

Ob du dich führen lässt von Mir, dem großen Geist,

ob du geschoben wirst im eigenen Gesetz,

ob du von Seelenschuld und von Erlösung weißt:

Du lebst in einem – deinem – unsichtbaren Netz.

 

Denn so ist es in Meiner Weisheit angelegt,

dass jede Seele ständig zur Entwicklung drängt.

Darum ist kein Geschick und nichts, was dich bewegt,

kein Mensch auf dieser Welt, kein Böses, das dich fängt,

 

kein Wort, das Ich nicht zuließ, das als Wahrheit dient,

damit du, so du magst, auch dich darin erlebst

und siehst, was schon gelöst ist, was noch ungesühnt,

und keine neuen Knoten deines Netzes webst.

 

Wer oder was dir daher trat in deinen Weg:

Es war für dich! Drum fiel es keinem and’ren zu.

Hast du Humor? Dann sieh es an als Privileg,

und danke, lerne draus, entscheide dich und tu.

 

Wenn dich dein Gegenüber also etwas lehrt –

willst du ihm da für deinen Fortschritt böse sein?

Aus einer solchen Sicht ist Hadern ohne Wert.

So frage dich: Wem also muss ich was verzeih’n?

 

 

PS:

Du zögerst immer noch, Mein Kind? Du weißt nicht recht?

Dann dreh’, wie du es sagst, den Spieß doch einfach um:

Wer noch in Streit und Zwietracht weiterleben möcht’ –

hat dessen Herz erkannt: wofür, wieso, warum?

 

 

aus: Verlasse dich auf deines Herzens Klang,

               Bürger-Verlag, 74239 Hardthausen